Eisenhüttenstadt
(lö) Mit einer Aktion, die am Sonnabend im Hafen von Eisenhüttenstadt
beginnt, soll gegen die drohende Herabstufung des Oder-Spree-Kanals
protestiert werden. Um 10.30 Uhr startet das Schubboot "Edgar" mit zwei
Leichtern zu einer Fahrt nach Berlin. Ziel ist der Bundestag in der
Hauptstadt, wo am Montag eine "Resolution für eine zukunftssichere
Entwicklung der Binnenwasserstraße zwischen Elbe und Oder als Grundlage
für wirtschaftliche Entwicklung, Arbeitsplätze, Umweltschutz und
europäische Integration" überreicht werden soll. Unter anderem wird
daran auch Brandenburgs Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger
teilnehmen.
Hintergrund für
die Aktion sind Pläne von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, einen
Großteil der Wasserstraßen im Osten, darunter auch den Oder-Spree-Kanal,
in ihrem Status herabzusetzen. Speziell für die Strecke zwischen
Wernsdorf und Eisenhüttenstadt würde das bedeuten, dass künftig nicht
mehr mit Investitionen zu rechnen ist. Zwar wurden bzw. werden die
Schleusen in Wernsdorf und Kersdorf ausgebaut, damit große Schubverbände
künftig schneller geschleust werden können, ohne umständlich koppeln zu
müssen. Allerdings ist die Anlage in Fürstenwalde, die 121 Jahre alt
ist, ein Nadelöhr. Dort müssten 14 Millionen Euro investiert werden, um
zeitgemäße Standards zu erreichen.
Zu der Protestaktion haben die
IHK Ostbrandenburg und der Verein "Weitblick - Verkehrsinfrastruktur,
Wirtschaft und Logistik" aus Königs Wusterhausen eingeladen. Zum Start
in Eisenhüttenstadt haben unter anderem Vertreter der beiden großen
Unternehmen ArcelorMittal und der Papierfabrik ihr Kommen zugesagt, um
auf die Bedeutung des Kanals als Transportweg aufmerksam zu machen. Auf
der Tour nach Berlin werden sich weitere Unternehmensvertreter äußern.
Eingeladen ist ebenfalls der Bürgermeister von Nova Sól.
Die Resolution unterschrieben
hat auch Hermann Beckmann, Geschäftsführer der smr
Schrott-Metall-Recycling GmbH in Fürstenwalde. Rund 50 000 Tonnen
Schrott im Jahr transportiert das Unternehmen auf dem Wasserweg. Sollte
der Schleusenausbau ausfallen, erwägt smr, den Standort Fürstenwalde
aufzugeben. "Wir müssten auf Lkw umsteigen. Finanziell würde sich das
für uns nicht mehr rechenen", sagt Marcel Stugala, Einkäufer bei smr.
"Als Konsequenz müssten wir darüber nachdenken, den Standort
Fürstenwalde aufzugeben." Rund 20 Arbeitsplätze würden in der Stadt
dabei wegfallen.
Auch Martin Bock, Chef der
Futtermittel-Getreide-Landhandel GmbH (FGL) erklärt, bei einer
Herabstufung der Wasserstraße würde man den Standort Fürstenwalde
"mittelfristig aufgeben". Die rund 350 Beschäftigten stünden damit auf
der Straße, das Unternehmen würde nach Sachsen-Anhalt abwandern. Am
heutigen Sonnabend, gegen 17 Uhr, macht das Schubschiff "Edgar" deshalb
auch am FGL-Hafengelände Halt. "Wir verladen drei symbolische Big-Bags,
die mit nach Berlin fahren", erklärt Bock. Am Montag wird der FGL-Chef
zudem selbst in der Hauptstadt und bei der Übergabe der von ihm
ebenfalls unterzeichneten Resolution dabei sein.
Der Schubverband "Edgar" ist
mit Gütern beladen, die umweltfreundlich auf Wasserwegen transportiert
werden können. "Die Protestfahrt zeigt, wie notwendig ein
leistungsfähiges Wasserstraßennetz zwischen Nord- und Ostsee neben dem
Transport auf Straße und Schiene ist", heißt es in einer
Pressemitteilung der IHK Ostbrandenburg. Auch wird auf die
Schwachstellen aufmerksam gemacht.
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