Friday, September 21, 2012

Protestfahrt auf dem Oder-Spree-Kanal (Teil-1)



Eisenhüttenstadt (lö) Mit einer Aktion, die am Sonnabend im Hafen von Eisenhüttenstadt beginnt, soll gegen die drohende Herabstufung des Oder-Spree-Kanals protestiert werden. Um 10.30 Uhr startet das Schubboot "Edgar" mit zwei Leichtern zu einer Fahrt nach Berlin. Ziel ist der Bundestag in der Hauptstadt, wo am Montag eine "Resolution für eine zukunftssichere Entwicklung der Binnenwasserstraße zwischen Elbe und Oder als Grundlage für wirtschaftliche Entwicklung, Arbeitsplätze, Umweltschutz und europäische Integration" überreicht werden soll. Unter anderem wird daran auch Brandenburgs Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger teilnehmen.


Hintergrund für die Aktion sind Pläne von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, einen Großteil der Wasserstraßen im Osten, darunter auch den Oder-Spree-Kanal, in ihrem Status herabzusetzen. Speziell für die Strecke zwischen Wernsdorf und Eisenhüttenstadt würde das bedeuten, dass künftig nicht mehr mit Investitionen zu rechnen ist. Zwar wurden bzw. werden die Schleusen in Wernsdorf und Kersdorf ausgebaut, damit große Schubverbände künftig schneller geschleust werden können, ohne umständlich koppeln zu müssen. Allerdings ist die Anlage in Fürstenwalde, die 121 Jahre alt ist, ein Nadelöhr. Dort müssten 14 Millionen Euro investiert werden, um zeitgemäße Standards zu erreichen.
Zu der Protestaktion haben die IHK Ostbrandenburg und der Verein "Weitblick - Verkehrsinfrastruktur, Wirtschaft und Logistik" aus Königs Wusterhausen eingeladen. Zum Start in Eisenhüttenstadt haben unter anderem Vertreter der beiden großen Unternehmen ArcelorMittal und der Papierfabrik ihr Kommen zugesagt, um auf die Bedeutung des Kanals als Transportweg aufmerksam zu machen. Auf der Tour nach Berlin werden sich weitere Unternehmensvertreter äußern. Eingeladen ist ebenfalls der Bürgermeister von Nova Sól.

Die Resolution unterschrieben hat auch Hermann Beckmann, Geschäftsführer der smr Schrott-Metall-Recycling GmbH in Fürstenwalde. Rund 50 000 Tonnen Schrott im Jahr transportiert das Unternehmen auf dem Wasserweg. Sollte der Schleusenausbau ausfallen, erwägt smr, den Standort Fürstenwalde aufzugeben. "Wir müssten auf Lkw umsteigen. Finanziell würde sich das für uns nicht mehr rechenen", sagt Marcel Stugala, Einkäufer bei smr. "Als Konsequenz müssten wir darüber nachdenken, den Standort Fürstenwalde aufzugeben." Rund 20 Arbeitsplätze würden in der Stadt dabei wegfallen.
Auch Martin Bock, Chef der Futtermittel-Getreide-Landhandel GmbH (FGL) erklärt, bei einer Herabstufung der Wasserstraße würde man den Standort Fürstenwalde "mittelfristig aufgeben". Die rund 350 Beschäftigten stünden damit auf der Straße, das Unternehmen würde nach Sachsen-Anhalt abwandern. Am heutigen Sonnabend, gegen 17 Uhr, macht das Schubschiff "Edgar" deshalb auch am FGL-Hafengelände Halt. "Wir verladen drei symbolische Big-Bags, die mit nach Berlin fahren", erklärt Bock. Am Montag wird der FGL-Chef zudem selbst in der Hauptstadt und bei der Übergabe der von ihm ebenfalls unterzeichneten Resolution dabei sein.
Der Schubverband "Edgar" ist mit Gütern beladen, die umweltfreundlich auf Wasserwegen transportiert werden können. "Die Protestfahrt zeigt, wie notwendig ein leistungsfähiges Wasserstraßennetz zwischen Nord- und Ostsee neben dem Transport auf Straße und Schiene ist", heißt es in einer Pressemitteilung der IHK Ostbrandenburg. Auch wird auf die Schwachstellen aufmerksam gemacht.
Quelle: Märkische Oderzeitung 19./21.09.2012
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