Ziltendorf
(MOZ) Mit Interesse verfolgt man in der Gemeinde Ziltendorf und im Amt
Brieskow-Finkenheerd den Plan in der polnischen Gemeinde Urad ein
Logistikzentrum mit einem Hafen aufzubauen. "Alles, was die Oder in den
Fokus rückt, begrüßen wir", sagte Ziltendorfs Bürgermeister Danny
Langhagel.
Der Frachthafen
werde kein Problem für die geplante Oderfähre zwischen Urad und Aurith
darstellen, versicherte der Geschäftsführer des Fördervereins
Schlaubemündung-Odertal, Lukasz Kaczmarek. Er hält im Auftrag der
Gemeinde Ziltendorf und des Amts die Kontakte zu den polnischen
Partnern. Denn der neue Hafen soll etwa ein Kilometer nördlich der
Fähranlegestelle entstehen, berichtete er. Dort gebe es bereits einen in
den 1990er Jahren errichteten Umschlagplatz, auf dem in den vergangenen
Jahren hauptsächlich Kies verladen worden war. Dieser Hafen werde aber
derzeit nur schwach genutzt, man suche einen neuen Pächter. Eigentümer
sei nicht die Gemeinde sondern das polnische Wasser- und
Schifffahrtsamt.
Der Hafen liegt in einer
Investitions- und Dienstleistungszone der Gemeinde Cybinka; er verfügt
auch über einen Bahn- und Straßenanschluss. Diese Merkmale haben
offenbar das Interesse eines holländischen Investors geweckt.
Die Geschäftsleute aus den
Niederlanden haben jetzt Urads Bürgermeister Roman Sieminski ihr Konzept
vorgestellt. Ihr Plan sieht vor, dass man den Hafen deutlich ausbaut
und ein Logistikzentrum errichtet. Dann können Container per Schiff,
Bahn oder Lkw angeliefert und in Urad umgeladen werden - vom
Binnenfrachter auf den Brummi oder auf den Güterzug.
In den vergangenen Jahren
haben bereits mehrere Unternehmen in Urad ihre Visionen für den Hafen
präsentiert, aber realisiert worden war nichts. "Aber das Konzept, das
die Holländer jetzt vorstellten, findet man in Urad gut", erläuterte
Lukasz Kaczmarek. Dabei sei man sich aber auch bewusst, dass die
Realisierung dieser Pläne mindestens zehn bis 15 Jahren dauern werde.
Ein zentrales Problem ist dabei, dass man eine stabile Schiffbarkeit der
Oder mit einer Wassertiefe von mindestens 1,80 Meter erreichen muss.
Dafür müsste man den Strom vertiefen und Sandbänke abbaggern.Diese Frage
müsste der Investor mit den polnischen und deutschen Behörden
besprechen.
Grundsätzliche Unterstützung
für das Projekt in Urad sicherten Ziltendorfs Bürgermeister Danny
Langhagel und Günter Lehmann, Vorsitzender des Amtsausschusses des Amtes
Brieskow-Finkenheerd zu. Alles, was zu einer Belebung auf der Oder
beitrage, sei zu begrüßen, sagte Danny Langhagel. Der geplante
Frachtverkehr könne so auch positive Effekte für das Programm
Oder-Touristen-Schiffe 2014 sowie für die Fähre Aurith und Urad haben,
so Ziltendorfs Bürgermeister. Alles, was die Oder in den Fokus rücke,
sei zu begrüßen.
Ein solcher Frachthafen könnte
auch positive Wirkungen für die deutsche Seite entfalten, erläuterte
Günter Lehmann, Vorsitzender des Amtsausschusses. Denbkar wäre auch,
dass schwere Frachten für eine der Fabriken in Eisenhüttenstadt in dem
Hafen umgeladen werden.
Danny Busse, Amtsdirektor des
Amtes Brieskow-Finkenheerd, sagte, dass er eines der größten Probleme im
Oder-Tiefgang sehe. Er wolle das Vorhaben noch nicht bewerten, denn für
eine fundierte Einschätzungen fehlen ihm wichtige Informationen.
Alter Wein in neuen Schläuchen
Die Idee des Logitikzentrums ist aller
Ehren wert, nur sollte man, bevor man das Fahrrad zum zweiten oder
zehnten oder hundertsten Mal erfindet, in verschiedene Amtsstuben in
Frankfurt, Eisenhüttenstadt, Fürstenwalde, aber auch Gorzow und Zielona
Gora schauen oder vielleicht auch beim Verkehrsministerium in Potsdam
Bereits in der ersten Hälfte der 90-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurden umfangreiche und auch tiefgründige Untersuchungen zu solchen Zentren an verschiedenen Stellen im Dreieck zwischen Kietz, Eisenhüttenstadt und Fürstenwalde untersucht und anschauliche Ergebnisse vorgelegt, dergleichen auch von Gorzow bis Zielona Gora. Unter anderem wurden Hafenverbünde konzipiert, analog der funktionierenden in Sachsen und Tschechien. Es gab äußerst konstruktive Beratungen in Arbeitsgruppen der Städte Frankfurt, Eisenhüttenstadt und Fürstenwalde, ebenso in Polen. Auch verschiedene Wirtschaftsfördereinrichtungen taten ihr Übriges.
Warum wurde bis heute nichts draus ?
1. Der Haupttransportweg Oder, aber auch der Oder-Spree-Kanal und die Warthe bedürfen ständiger Pflege und Wartung, damit die Ufer und die Fahrrinnen schiffbar bleiben, auf deutscher Seite immer kein Geld (dafür Cargo-Lifter, Lausitz-Ring und BER), auf polnischer Seite keine EU-Mittel für Westpolen, die Region selbst zu schwach und schließlich der Grenzfluß ewiger Zankapfel, wer denn nun für die Schiffbarkeit zuständig sei.
Ergebnis: Jeder und Keiner, Resultat siehe oben.
2.Der größte Teil der traditionellen Quell- und Zielverkehre fielen der Deindustrialisierung zum Opfer, eigenes Frachtaufkommen für Kombiverkehre gleich Null. Acelor-Mittal transportiert zu super Preisen seine Rohstoffe und Fertiprodukte per Deutsche Bahn in schnellen, überschweren Ganzzügen nach Rotterdam und Antwerpen, Umwege über Ostsee und Hamburg verteuern nur alles. Die Ware sucht sich den billigsten Weg.
Und glaube keiner das Märchen, daß die Pappfabrik in Eisenhüttenstadt vom LKW abgeht. Je mehr umgeladen wird, desto teurer wird der Transport - Geiz ist geil und profitabel.
3. Der anfänglich vorhandene Gedanke der Kooperation und Zusamenarbeit sowohl in Deutschland als auch mit Polen machte sich in den Arbeitsgruppen zunehmend kleiner als Lokalpatriotismus, individuelle Fördermittelgier und zunehmende Unsachlichkeit externer Berater aus Berlin und noch weiter westwärts auf die Tagesordnung kamen. Das Verkehrsministerium in Potsdam lehnte solche Logistikverbünde wie in Sachsen - Tschechien für Brandenburg als nicht mach- und finanzierbar ab. Und die plnischen Partner sprangen zunehmend ab, als sie von deutschen Fördermitteln nichts abbekamen.
4. Der jetzt so hoch gelobte Platz nördlich Urad wurde mehrfach konzipiert und überplant, weder die damals noch deutsche, jetzt polnische Binnenreederei, die polnischen Binnenschiffer wie auch die polnische Staatsbahn PKP hatten Interesse, weil sie hier schnell die äußerst geringen Aufkommen sahen und ein wirtschaftlicher Betrieb nicht darstellbar war.
Alles schlief wieder ein, die Dokumentationen verschwanden in Aktenschränken und Archiven.
Aber nun kommt das große Glück aus Benelux.
Die Container - der Welt ergiebigste Erfindung nach dem Brühwürfel.
Bitte sehen Sie sich die rückläufigen Containertransporte in der ganzen Welt an - außer China. Aber das liegt leider nicht direkt an der Oder.
Die Gier nach Fördermitteln bei minimalen Eigenanteilen und neuen Untersuchungsgeldern für bildschöne Plagiate scheint ungebrochen.
Also, liebe Verwaltungen, her mit dem Geld für neue Luftschlösser und das alles nocheinmal - wir habens ja. Der Erfolg wird Euer sein.
Wieso ich das so detailliert weiß - ich war mal dabei in den goldenen 90-ern.
Beste Logistikgrüße
Horst GrünbergBereits in der ersten Hälfte der 90-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurden umfangreiche und auch tiefgründige Untersuchungen zu solchen Zentren an verschiedenen Stellen im Dreieck zwischen Kietz, Eisenhüttenstadt und Fürstenwalde untersucht und anschauliche Ergebnisse vorgelegt, dergleichen auch von Gorzow bis Zielona Gora. Unter anderem wurden Hafenverbünde konzipiert, analog der funktionierenden in Sachsen und Tschechien. Es gab äußerst konstruktive Beratungen in Arbeitsgruppen der Städte Frankfurt, Eisenhüttenstadt und Fürstenwalde, ebenso in Polen. Auch verschiedene Wirtschaftsfördereinrichtungen taten ihr Übriges.
Warum wurde bis heute nichts draus ?
1. Der Haupttransportweg Oder, aber auch der Oder-Spree-Kanal und die Warthe bedürfen ständiger Pflege und Wartung, damit die Ufer und die Fahrrinnen schiffbar bleiben, auf deutscher Seite immer kein Geld (dafür Cargo-Lifter, Lausitz-Ring und BER), auf polnischer Seite keine EU-Mittel für Westpolen, die Region selbst zu schwach und schließlich der Grenzfluß ewiger Zankapfel, wer denn nun für die Schiffbarkeit zuständig sei.
Ergebnis: Jeder und Keiner, Resultat siehe oben.
2.Der größte Teil der traditionellen Quell- und Zielverkehre fielen der Deindustrialisierung zum Opfer, eigenes Frachtaufkommen für Kombiverkehre gleich Null. Acelor-Mittal transportiert zu super Preisen seine Rohstoffe und Fertiprodukte per Deutsche Bahn in schnellen, überschweren Ganzzügen nach Rotterdam und Antwerpen, Umwege über Ostsee und Hamburg verteuern nur alles. Die Ware sucht sich den billigsten Weg.
Und glaube keiner das Märchen, daß die Pappfabrik in Eisenhüttenstadt vom LKW abgeht. Je mehr umgeladen wird, desto teurer wird der Transport - Geiz ist geil und profitabel.
3. Der anfänglich vorhandene Gedanke der Kooperation und Zusamenarbeit sowohl in Deutschland als auch mit Polen machte sich in den Arbeitsgruppen zunehmend kleiner als Lokalpatriotismus, individuelle Fördermittelgier und zunehmende Unsachlichkeit externer Berater aus Berlin und noch weiter westwärts auf die Tagesordnung kamen. Das Verkehrsministerium in Potsdam lehnte solche Logistikverbünde wie in Sachsen - Tschechien für Brandenburg als nicht mach- und finanzierbar ab. Und die plnischen Partner sprangen zunehmend ab, als sie von deutschen Fördermitteln nichts abbekamen.
4. Der jetzt so hoch gelobte Platz nördlich Urad wurde mehrfach konzipiert und überplant, weder die damals noch deutsche, jetzt polnische Binnenreederei, die polnischen Binnenschiffer wie auch die polnische Staatsbahn PKP hatten Interesse, weil sie hier schnell die äußerst geringen Aufkommen sahen und ein wirtschaftlicher Betrieb nicht darstellbar war.
Alles schlief wieder ein, die Dokumentationen verschwanden in Aktenschränken und Archiven.
Aber nun kommt das große Glück aus Benelux.
Die Container - der Welt ergiebigste Erfindung nach dem Brühwürfel.
Bitte sehen Sie sich die rückläufigen Containertransporte in der ganzen Welt an - außer China. Aber das liegt leider nicht direkt an der Oder.
Die Gier nach Fördermitteln bei minimalen Eigenanteilen und neuen Untersuchungsgeldern für bildschöne Plagiate scheint ungebrochen.
Also, liebe Verwaltungen, her mit dem Geld für neue Luftschlösser und das alles nocheinmal - wir habens ja. Der Erfolg wird Euer sein.
Wieso ich das so detailliert weiß - ich war mal dabei in den goldenen 90-ern.
Beste Logistikgrüße
Märkische Oderzeitung (MOZ-de) -