Friday, July 3, 2015

Neuer Anlauf für Schleusenausbau / Wasserstrasse statt Autobahn - Artikel Märkische Oderzeitung 26.Juni 2015

Eisenhüttenstadt (MOZ) Der Verein "Weitblick - Verkehrsinfrastruktur, Wirtschaft, Logistik" will demnächst ein Angebot vorlegen, wie der Ausbau der Schleusen in Fürstenwalde (Oder-Spree) und Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) über eine Öffentlich-Private Partnerschaft (ÖPP) realisiert werden kann. Das kündigte der Vereinsvorsitzende Dietmar Raschmann bei einer Veranstaltung in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree). Weitblick hat sich zur Aufgabe gesetzt, sich für den Erhalt und Ausbau der Binnenwasserstraßen - unter anderem der Oder-Spree-Wasserstraße - einzusetzen. Der Verein würde unter anderem die Planung für beide Projekte übernehmen, sagte Marc Lenuweit, Manager beim Bauunternehmen Züblin und Mitglied bei Weitblick. Details zu dem Angebot werden demnächst bekanntgegeben.
                
Ohne den Ausbau der Schleuse in Fürstenwalde ist der Transport per Schiff auf der Oder-Spree-Wasserstraße nicht wirtschaftlich. Sowohl Vertreter von ArcelorMittal Eisenhüttenstadt als auch der Papierfabrik der Pro Group betonten, wie wichtig die Binnenschifffahrt als dritter Transportweg neben der Straße und der Bahn sei.
 
Der Bundestagsabgeordnete Martin Patzelt (CDU) berichtete derweil, dass man im Bundesverkehrsministerium keine Notwendigkeit für den Ausbau sieht. Das habe ihm der zuständige Abteilungsleiter bei einem Gespräch im Ministerium deutlich gemacht.
 
 




Eisenhüttenstadt (MOZ) Sowohl ArcelorMittal Eisenhüttenstadt (AMEH) als auch die Papierfabrik der Pro Group sehen große Potenziale bei der Binnenschifffahrt. Doch bisher ist der Warentransport über die Oder-Spree-Wasserstraße nicht wirtschaftlich. Die Strecke müsste ausgebaut werden.
       
Momentan spielt weder für ArcelorMittal Eisenhüttenstadt (AMEH) noch für die Papierfabrik der Schiffsverkehr beim Warentransport eine Rolle. 650000 Tonnen Papier werden jährlich im Eisenhüttenstädter Werk produziert. "Die gleiche Menge bekommen wir auch an Altpapier geliefert", sagt Frank Bölling, Leiter Logistik der ProGroup. Der Transport werde zu 98 Prozent über die Straße abgewickelt. Es gebe erste Versuche einer Verlagerung auf die Schiene. Die Wasserstraße ist momentan keine wirtschaftlich sinnvolle Option. Die Voraussetzungen fehlen. Dabei sieht Frank Bölling durchaus große Potenziale, vor allem beim ressourcenschonenden Transport. Fast zwei Drittel der Lieferungen gingen an die immer gleichen Standorte. "Täglich fahren zehn Lkw hintereinander nach Karlsruhe", so Bölling. Die Möglichkeit, zwischen Lkw, Bahn und Schiff zu wählen, sei für das Unternehmen wichtig, sei auch mit ein Grund gewesen, die neue Papierfabrik in Eisenhüttenstadt zu bauen. "Es geht darum, weitere Optionen zu haben", sagte Frank Bölling bei einer Veranstaltung, zu der der CDU-Stadtverband unter anderem Unternehmen eingeladen hatte, um für den Ausbau der Wasserstraße zu werben. Momentan ist der Stand, dass Wasserstraßen im Osten abgestuft werden sollen. Ein dringend erforderlicher Ausbau zum Beispiel der Schleuse in Fürstenwalde wird deshalb vom Bund nicht mehr finanziert.
 

Auch Ellen Finke, Leiterin Logistik bei AMEH sieht die Tri-Modalität - Wasser, Schiene, Straße - als wichtigen Standortfaktor. Eisenhüttenstadt sei im europaweiten Verbund des Konzerns dem Wettbewerb ausgesetzt. Dass man da in Eisenhüttenstadt erfolgreich unterwegs ist, sieht man unter anderem daran, dass der kleine Hochofen wieder in Betrieb gegangen ist. "Wir beliefern jetzt auch andere Werke im Verbund", sagte Ellen Finke. Auf der anderen Seite hat sich der Rohstoffzulauf erhöht.
 
82 Prozent der AMEH-Transport werden momentan über die Schiene abgewickelt. Unabhängig davon, dass der Bahntransport zum Beispiel durch Streiks Unsicherheiten ausgesetzt ist, ist dort eine Überlastung festzustellen. 15 Prozent wird über die Straße abgewickelt. Allerdings sind die Straßen jetzt schon überlastet. Prognosen sehen für die kommenden Jahre einen steigenden Lkw-Verkehr voraus. Außerdem sind die Tonnagen, die mit einem Brummi transportiert werden können, gering.
Ellen Finke kann sich zum Beispiel vorstellen, die fertigen Brammen künftig mit dem Schiff auszuliefern. Gleiches gilt für das Warmband für andere Werke und Kunden. "Ich hätte gerne die Trimodalität. Aber diese Möglichkeit habe ich nicht, aus wirtschaftlichen Gründen."
Welche Entlastung der Güterverkehr über Schiff für die Straße bedeuten könnte, macht ein Vergleich deutlich: Große Schiffe können 80 Lkw-Ladungen transportieren. Doch genau da liegt das Problem. Moderne Binnenschiffe haben eine gewisse Länge, für die zum Beispiel die 120 Jahre alten Schleusenkammern in Fürstenwalde nicht ausgelegt sind. Erst nach einem Schleusenausbau können diese Schiffe eingesetzt werden, wäre damit der Transport wirtschaftlich.
 
Durch die Blockade des Ausbaus durch das Bundesverkehrsministerium fürchtet Marina Marquardt, Fraktionsvorsitzende der CDU im Eisenhüttenstädter Stadtparlament, um die Zuskunftsfähigkeit des Eisenhüttenstädter Industriestandortes. "Der Osten wird abgeschnitten", sagte sie. Um das erneut ins Bewusstsein zu bringen und politischen Druck aufzubauen, hatte der CDU-Stadtverband zu der Veranstaltung eingeladen. Gekommen waren auch Vertreter des Vereins Weitblick und der IHK.