Eisenhüttenstadt (MOZ) Der Güterumschlag im Hafen Eisenhüttenstadt ist deutlich eingebrochen. Eine Studie, die die Hafengesellschaft in Auftrag gegeben hat, schlägt vor, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Allerdings müsste dafür kräftig investiert werden.
Knut Kirschke, Geschäftsführer der Stadtwirtschaft GmbH, deren Tochtergesellschaft die Hafenbetriebsgesellschaft ist, drückt es drastisch aus: "Der Hafen in Eisenhüttenstadt kämpft um das nackte Überleben." Bis vor drei bis vier Jahren seien noch pro Jahr zwischen 100000 und 200000 Tonnen Güter umgeschlagen worden. Von diesen Zahlen ist der Hafen inzwischen weit entfernt. "Dieses Jahr hatten wir bisher 30000 Tonnen", so Kirschke. Wer momentan das Gelände am Oder-Spree-Kanal besucht, dem springt gähnende Leere entgegen.
Knut Kirschke macht mehrere Faktoren für den Niedergang verantwortlich. Zum einen spielt natürlich eine Rolle, dass der Oder-Spree-Kanal und da vor allem die Schleuse in Fürstenwalde nicht ausgebaut ist. Große und moderne Schiffe können den Kanal deshalb nicht nutzen. Es besteht die Befürchtung, dass Eisenhüttenstadt vom transeuropäischen Wasserstraßennetz abgehängt wird. Zum anderen macht sich auch der Russland-Boykott bemerkbar. Als weiteren Grund führt Kirschke die Stahlkrise an und damit einhergehend den massiven Preisverfall bei Schrott, der im Hafen neben Baustoffen einer der Hauptgüter ist.
"Wir schreiben keine schwarzen Zahlen", gab Bürgermeisterin Dagmar Püschel jüngst beim Besuch von Landesfinanzminister Christian Görke (Die Linke) zu, der sich im Hafen ein Bild von der Situation machte. Auf Dauer lässt sich das natürlich nicht durchhalten. Dagmar Püschel betonte aber, dass sich die Stadt zu dem Standort bekennt.
Dabei hat der Hafen nicht nur mit der schwachen Auslastung zu kämpfen, es muss auch investiert werden. Knut Kirschke nennt einen neuen Bahnanschluss. Spätestens wenn die Oderlandstraße ausgebaut wird und die Schienen entfernt werden, ist die Verbindungstraße zum Bahnhof endgültig gekappt. Am Bahnhof selbst war schon im Zusammenhang mit dem Neubau eines elektronischen Stellwerkes die Oberleitung der Hafenbahn demontiert worden. Nun soll der Anschluss über die Ziltendorfer Bahnstrecke hergestellt werden. Es geht um die Umverlegung von rund 450 Meter Gleisen. Das Projekt steht auch in der Prioritätenliste der Stadt. Begründet wird die Maßnahme damit, dass nach dem Eisenbahngesetz ein öffentlicher Hafen einen Gleisanschluss vorhalten muss, um die Trimodalität - also die Verbindung zum Wasser, zur Schiene und zur Straße - zu erhalten. Die Kosten werden in der Prioritätenliste der Stadt mit knapp 300000 Euro angegeben. Dort steht auch, dass im Vorfeld eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung erstellt werden soll. Die liegt inzwischen vor.
Der Inhalt der Studie soll zunächst in den Fachausschüssen beraten werden. Kirschke verriet nur so viel, dass sich der Hafen mehr spezialisieren soll, und zwar auf landwirtschaftliche Produkte, wie den Umschlag von Getreide und Ölsaaten. Vor allem in Richtung Polen wird da Potenzial gesehen. Neben dem Ausbau der Schleusen müsste aber auch im Hafen noch weiter investiert werden, zum Beispiel in Silos. Knut Kirschke spricht von einer Summe, die insgesamt bei rund zwei Millionen Euro liegen soll.