Monday, August 22, 2016

Schicksalsjahr für den Oder-Spree-Kanal - Brandenburger Finanzminister (Die Linke) im Hafen Eisenhüttenstadt - Nordkammer der Schleuse Fürstenwalde wegen Altersschwäche gesperrt - Artikel Märkische Oderzeitung 12.August 2016

 
Eisenhüttenstadt (MOZ) Der Oder-Spree-Kanal begeht in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen und es könnte gut sein, dass 2016 für die Wasserstraße ein Schicksalsjahr wird. Bei einem Besuch von Finanzminister Christian Görke (Die Linke) an der Schleuse in Fürstenwalde und im Hafen von Eisenhüttenstadt wurde von Mitgliedern des Vereins Weitblick noch einmal hervorgehoben, dass der Ausbau der Schleusen in Fürstenwalde und Kleinmachnow überlebenswichtig sei. "Wenn es in diesem Jahr dazu keine Entscheidung gibt, dann war es das mit dem Kanal", drückte es Dietmar Raschmann, Vorsitzender des Vereins Weitblick, der sich für die Wasserstraße einsetzt, drastisch aus.
 
Wie groß der Handlungsdruck ist, machte er an einem Beispiel deutlich: Die Schleuesen-Nordkammer in Fürstenwalde sei derzeit gesperrt. Neben der Tatsache, dass das Bauwerk nicht mehr die Dimensionen hat, die für die moderne Schifffahrt gefordert sind, kommt nun akute Altersschwäche hinzu. Experten, so Raschmann, schätzen ein, dass die Schleuse nicht mehr viele Jahre funktionsfähig bleiben wird. Die Wirtschaftsstandorte Eisenhüttenstadt und Fürstenwalde wären dann vom transeuropäischen Wassernetz abgeschnitten.
 
Unterstützer: Knut Kirschke und Dagmar Püschel warben bei Christian Görke für den Ausbau der Wasserstraße.         

© MOZ/Stefan Lötsch
 
Raschmann sowie unter anderem auch Eisenhüttenstadts Bürgermeisterin Dagmar Püschel und der Linken Bundestagsabgeordnete Thomas Nord stießen durchaus auf offene Ohren beim Finanzminister. Der versprach, das Thema des Ausbaus durch die Landesregierung noch einmal zu forcieren. Wobei er einschränkte: Das Land sei dafür nicht zuständig, sondern der Bund. Der hatte den Ausbau der beiden Schleusen zwar mit in den neuen Bundesverkehrswegeplan mit aufgenommen, aber unter der Kategorie "erweiterter Bedarf". Das sei zwar ein Erfolg, so Thomas Nord, aber zu wenig. Der Verein Weitblick will, und fand in Görke einen Unterstützer, dass das Projekt in der Prioritätenliste deutlich nach vorne verschoben wird, so dass mit einer realistischen Umsetzung zu rechnen ist. "Ich habe die Befürchtung, dass der Osten abgehängt wird", sagte Görke im Anschluss an eine Beratung.
 
Nicht nur in Fürstenwalde haben Unternehmen, die Waren über die Schifffahrtsstraße transportieren, Befürchtung vor diesem Abgehängtwerden, sondern auch in Eisenhüttenstadt. ArcelorMittal, so machte Jürgen Schmidt als Vertreter des Eisenhüttenstädter Werkes, deutlich, erwartet und geht davon aus, dass die Trimodalität - also die Belieferung über die drei Verkehrswege Straße, Wasser und Schiene - erhalten bleibt. Knut Kirschke, Geschäftsführer der Stadtwirtschaft, betonte ebenfalls, dass die Zukunft des Hafens in Eisenhüttenstadt ohne Kanalsausbau auf dem Spiel steht.