Derzeit werden Boote und Schiffe in der Zwillingsschachtschleuse in Eisenhüttenstadt nur über die Südkammer geschleust. In der Nordkammer herrscht Ebbe, die wurde für Inspektionsarbeiten trockengelegt. Zudem werden im kommenden Monat noch die Seile für das Hubtor ausgetauscht.
Ungewohnter Anblick: Das Tor der Nordkammer in der Zwillingsschachtschleuse ist wegen Inspektionsarbeiten geöffnet. Aus diesem Grund wurde übergangsweise ein Tor aus Dammbalken errichtet
Den Betonboden einer Schleusenkammer sieht man in Eisenhüttenstadt nicht alle Tage. Wasser ist im Normalfall immer drin, mal mehr, mal weniger - je nachdem in welche Richtung geschleust wird. Momentan aber ist die Nordkammer trockengelegt. Dort, wo sonst Schiffe nach oben oder unten fahren, arbeitet jetzt ein Radlader, der den Matsch vom Boden abkratzen muss. Etliche Container dafür stehen schon bereit. Außerdem haben Bauarbeiter in 26 Metern Tiefe einen Steg gebaut, denn nasse Füße sind trotzdem möglich - etwas Wasser drückt nämlich immer durch. Sogar ein kleines Boot liegt auf dem Grund. "Das muss für den Notfall da sein", betont Schleusenmeister Thomas Steller. Falls irgendwo etwas undicht wird und Wasser hereinströmt, wäre das Boot neben den Leitern die einzige Rettung.
Doch warum genau wurde das Wasser aus der Nordkammer abgelassen? "Da findet eine Bauinspektion statt", erklärt Gordon Starcken vom Wasser- und Schifffahrtsamt. "Das ist alle sechs Jahre notwendig." Bei einer solchen Maßnahme wird geschaut, ob das Bauwerk, das immerhin schon aus dem Jahr 1929 stammt, Risse bekommen hat oder ob sich etwas abgesenkt hat. "Außerdem werden die Leitern und Durchläufe überprüft", sagt Starcken. Und natürlich steht auch eine Komplettreinigung an. Derzeit sieht man vor allem am Hubtor noch etliche Muscheln, die sich im Laufe der Jahre dort angesiedelt haben.
Um all das vorzubereiten, wurde aus der Nordkammer bereits Mitte September sozusagen der Stöpsel gezogen. Und auch in deren Zwillingskammer herrschte für ein paar Tage Ebbe, denn nur so konnten bestimmte Verbindungsstücke trockengelegt werden. Da war der Fahrstuhl für Schiffe und Boote, der einen Höhenunterschied von bis zu 14 Metern zwischen Oder-Spree-Kanal und Oder überwinden kann, außer Betrieb. Mittlerweile wird in der Südkammer aber wieder geschleust. "Ich muss allerdings langsam schleusen", betont Thomas Steller, der Montagmittag gerade ein Boot durchlässt. Ansonsten werde der Wasserdruck so groß, dass möglicherweise die frisch verbauten Dammbalken am Nordtor, diesem nicht mehr standhalten können.
Diese Balken aus Stahl und Holz wurden als Barriere zwischen der Schleuse und dem Wasserzugang Richtung Oder errichtet. Das Hubtor, das normalerweise diese Aufgabe hat, hängt derzeit in der Luft. Das heißt, ohne die Dammbalken würde die Nordkammer sofort wieder unter Wasser stehen - eine lebensbedrohende Gefahr für die Experten des Wasser- und Schifffahrtsamtes, die dort in den unterirdischen Gängen unterwegs sind und alles überprüfen.
Das gut mehrere Tonnen schwere Hubtor wird im Oktober im Mittelpunkt stehen, oder vielmehr die Stahlseile, über die es nach unten und oben gehievt wird. "Die sind mittlerweile verschlissen, müssen ausgewechselt werden", informiert Thomas Steller. Etwa 20 Jahre seien sie nun im Einsatz gewesen. Jetzt wird es Zeit etwas zu tun, bevor es irgendwann eine Havarie gibt. Die Seile werden von einer Beeskower Firma ausgetauscht, berichtet Gordon Starcken. "Und wenn alles fertig ist, sind wir für die nächsten Jahre gerüstet", meint sein Kollege, der Schleusenmeister.
Momentan ist die Dauer der umfangreichen Bauinspektion bis Ende Oktober anvisiert. Aber dafür muss auch das Wetter mitspielen. Im kommenden Jahr ist die Südkammer an der Reihe. Dann herrscht dort für ein paar Wochen Trockenheit und auch dort werden Seile vom Hubtor ausgewechselt.