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Eisenhüttenstadt (MOZ)
Stefan Lötsch / 21.04.2017
Bürgermeisterin Dagmar Püschel hat sich zum Hafen in Eisenhüttenstadt bekannt. Voraussetzung für den Fortbestand sind aber Investitionen, die die Stadt leisten will, sagte die Bürgermeisterin bei einer Veranstaltung zur Binnenschifffahrt.
Der Binnenhafen in Eisenhüttenstadt ist in schweres Fahrwasser geraten. Innerhalb weniger Jahre ist der Güterumschlag von 107000 Tonnen im Jahr 2011 auf gerade noch 5000 Tonnen im vergangenen Jahr zusammengeschrumpft. Die Folge: Die Anlage am Oder-Spree-Kanal ist ein Zuschussgeschäft, wird nur noch auf Sparflamme betrieben.
Dabei hätte der Hafen Potenzial. Zumindest sagt das Norbert Wagener. Er hat im Auftrag der Stadt eine Studie zu Entwicklungsperspektiven erstellt, die er jüngst beim deutsch-polnischen Wirtschaftsgespräch, das sich mit Binnenwasserstraßen beschäftigte, vorgestellt hat. Aber Wagener macht auch deutlich: Die Perspektive gibt es nur, wenn in den Hafen investiert wird. Vordringliche Maßnahme ist die Herstellung eines Gleisanschlusses. "Der Bahnanschluss muss da sein, sonst lohnt sich die Akquise von Aufträgen nicht", so Wagener.
Seitens von Stadtverordneten war in der Vergangenheit allerdings schon Skepsis laut geworden, ob sich die geschätzten 285000 Euro Investitionskosten wirklich lohnen und ob es tatsächlich eine Entwicklungsperspektive gibt. Bürgermeisterin Dagmar Püschel hat dazu eine klare Meinung: "Die Stadt steht zum Hafen. Wir haben festgelegt, dass investiert werden soll", sagte sie bei der Veranstaltung.
Einen Vorteil der Eisenhüttenstädter Anlage ist es, dass es sich um den östlichen Binnenhafen Deutschlands handelt. "Es kann eine Drehscheibe Richtung Südosteuropa sein", ist Norbert Wagener überzeugt. Er sieht diese Chance umso mehr, als die polnische Seite angekündigt hat, dass es Pläne zum Ausbau der Oder gibt.
Allerdings goss bei der Veranstaltung Andreas Häfner, Vorstandsvorsitzender des Logistik-Unternehmens Best logistics aus Stettin, das unter anderem größere Transporte auf der Oder organisiert, etwas Wasser in den Wein. Aus seiner Sicht fehlt eine vernünftige Anbindung an den Osten und die Oder. "Eisenhüttenstadt fehlt die Hälfte seines Hinterlandes", sagte er. Eine Sicht, die Norbert Wagener nicht teilte. Er verwies an die Straßenanbindung B112, die schnell zur Autobahn Richtung Polen führt. Auch der Bahnanschluss sei über den Bahnhof Ziltendorf gegeben.
Umgeschlagen werden könnten unter anderem landwirtschaftliche Produkte, aber auch Schüttgüter.
Ellen Finke, Leiterin Logistik bei ArcelorMittal Eisenhüttenstadt (AMEH), machte einmal mehr deutlich, dass das Unternehmen großes Interesse am Erhalt des Hafens hat, um sich die sogenannte Trimodalität zu sichern, also den Transport auf der Straße, der Schiene und dem Wasser. Allerdings wird der Wasserweg von AMEH momentan kaum genutzt. Potenzial ist aber da. An anderen Standorten von ArcelorMittal in Deutschland spielt die Binnenschifffahrt eine wesentlich größere Rolle. Dort macht der Transport auf dem Wasser bis zu 30 Prozent aus.
Damit sich die Binnenschifffahrt wirklich lohnt, müssen große Schiffe zum Einsatz kommen. Und da hat der Oder-Spree-Kanal ein großes Manko, das bei der Veranstaltung erneut Thema war. Die Schleusen in Klein Machnow und in Fürstenwalde sind zu klein, müssten dringend ausgebaut werden. Vorstöße der regionalen Wirtschaft, der IHK sowie wie von anliegenden Städten waren bisher nicht von Erfolg gekrönt.