Saturday, December 7, 2013

Fürstenwalder Schleuse bremst Investitionen - Artikel in der Märkischen Oderzeitung vom 01.11.2013

Und Bettina Winkler Fürstenwalde (MOZ) Die unsichere Zukunft der Fürstenwalder Schleuse zeigt erste Auswirkungen. Der Agravis-Konzern hat für das Futtermittelwerk FGL in Fürstenwalde einen Investitionsstopp verhängt. Unterdessen werden weiter Unterschriften für eine Bundestags-Petition gesammelt.

Beladen mit 703 Tonnen Tritikale-Getreide liegt das Frachtschiff AQUA in der Schleusenkammer in Fürstenwalde und wartet, dass die Fahrt Richtung Niederrhein weiter gehen kann. Binnenschiffer Christian Bösefeld kennt sich auf der Spree-Oder-Wasserstraße aus. Regelmäßig fährt er die FGL GmbH an. "Wir sind zwei bis dreimal im Monat im Fürstenwalder Hafen und bringen Getreide, Sojaschrot und Streusalz", sagt der 31-Jährige aus Halberstadt. Würde die Schleuse ausgebaut, könnte er sich ein größeres Schiff zulegen, sagt Bösefeld.
 
Wie der Schiffer, so muss auch die regionale Wirtschaft mit dem veralteten Zustand der Schleuse leben und teilweise Alternativen auf dem Landweg wählen. "Wir würden gerne mehr als eine Million Tonnen Güter pro Jahr auf dem Wasser transportieren", sagte der FGL-Geschäftsführer Martin Bock am Mittwoch bei einem Pressegespräch. Das entspreche der Ladung von etwa 40000 Lastwagen.
Beim gegenwärtigen Ausmaß der Schleuse müssen lange Schubverbände aufwändig entkoppeln, um durch die Engstelle zu kommen. Bock spricht von einem Zeitverlust von bis zu drei Stunden, der dadurch entsteht. Moderne Schiffe passen gar nicht mehr durch die Kammern. Diese Lage hat die Agravis AG, zu der das FGL-Werk gehört, zu einem Umdenken veranlasst. Nachdem in der Vergangenheit etwa 70 Millionen Euro nach Fürstenwalde geflossen seien, habe der Konzern nun entschieden, nicht mehr zu investieren. Bock malt sogar das Schreckgespenst an die Wand, Agravis könnte die Stadt verlassen.
 
Bürgermeister Hans-Ulrich Hengst (parteilos) verwies auf weitere betroffene Unternehmen aus der Stadt wie den Windturmteile-Hersteller Reuther. Zudem hätten sich Verkaufsgespräche über eine städtische Fläche in der Lindenstraße zerschlagen. "Der Interessent hat die Verhandlungen unterbrochen, weil er den Oder-Spree-Kanal nutzen wollte", sagte er.
Der von Unternehmern gegründete Verein Weitblick hat für seine Petition an den Bundestag, damit dieser sich mit dem Thema beschäftigt, mittlerweile mehr als 10000 Unterschriften zusammen. Nötig sind aber 50000. Mitstreiter wie die Landtagsabgeordnete Elisabeth Alter (SPD) wollen nun auch an Schulen und in Einkaufszentren sammeln. Dabei setzt sie auf ehrenamtliche Helfer wie Wolfgang Schmidt. Der ehemalige Schleusen-Mitarbeiter betreut den Info-Stand, an dem um Unterschriften geworben wird. Laut Bock gibt es auch von den deutschlandweiten anderen Agravis-Standorten umfangreiche Unterstützung.

















Voll beladen: Binnenschiffer Christian Bösefeld (l.) und Steuermann Dietrich Barsch passieren mehrmals im Monat die Fürstenwalder Schleuse. Das Frachtschiff hat 703 Tonnen Tritikale aus dem Getreidesilo der FGL GmbH an Bord.

http://www.moz.de/details/dg/0/1/1209980/