Sunday, January 6, 2013

Die Angst vor der Abkopplung - MOZ Artikel Oktober 2012

Eisenhüttenstadt (MOZ) Der von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) geplante Investitions-Stopp für ostdeutsche Wasserstraßen ist ein "Tod auf Raten" für den Binnenhafen in Eisenhüttenstadt. Dies sagte Knut Kirschke, Geschäftsführer der Stadtwirtschaft Eisenhüttenstadt, die auch Muttergesellschaft des Hafens ist. Ostdeutsche Wasserstraßen wie der Oder-Spree-Kanal würden - wenn es nach Ramsauer geht - nur noch unter die Kategorie "Sonstiges" fallen. "Das bedeutet, man erhält sie, aber man investiert nicht mehr", sagt Kirschke, - weder in den Ausbau von Schleusen noch was Ufer-Reparaturen angeht.

Das hätte auch konkrete Folgen für den Hafen in Eisenhüttenstadt, in dem erst in dieser Woche zwei Schubverbände mit den riesigen Stahlteilen für die Papiertrommel angekommen waren. "So etwas wäre auf lange Sicht nicht mehr möglich", befürchtet Kirschke. Denn ihm zufolge stehen die gängigen 67-Meter-Schiffe vor dem Aus. 80-Meter-Schiffe aber passen nicht durch die jetzigen Schleusen in Fürstenwalde und Klein-Machnow, deshalb müsse man große Ladungen bereits jetzt von einem auf zwei Schiffe umladen. "Das ist aber nicht wirtschaftlich", betont der Chef der Stadtwirtschaft. Und wenn es die kleineren Schiffe irgendwann wirklich nicht mehr geben sollte und die Schleusen nicht für große Frachter ausgebaut werden, wären Häfen wie der Eisenhüttenstädter abgekoppelt.
"Dabei haben wir hier eine sehr gute Entwicklung genommen", betont Knut Kirschke. "Wir konnten uns von Jahr zu Jahr steigern." Als die Stadtwirtschaft den Binnenhafen in der Glashüttenstraße im Jahr 2000 übernommen hat, sei der Umschlag bei null gewesen. Jetzt könne man stabile Zahlen von etwa 200000 Tonnen Umsatz pro Jahr vorweisen. Acht Personen sind direkt im Hafen angestellt. Am häufigsten kommen Kirschke zufolge Schiffe aus Stettin mit Roheisenmasseln an. Die werden dann in Eisenhüttenstadt in Lkw verladen und beispielsweise nach Sachsen weitertransportiert. Von der Straße ins Schiff hingegen läuft der Transport von Lausitzer Wasserbausteinen für Arbeiten an den Buhnen der Oder. Auch dieser Zweig würde komplett wegfallen, falls der Ausbau der Wasserstraßen gestoppt wird. Außerdem wird Hüttensand von ArcelorMittal auf dem Wasser in ein Berliner Zementwerk geschifft.

Quelle: Märkische Oderzeitung 5.10.2012
http://www.moz.de