"Das ist eine sichere Nummer",
versichert Gerd Wieduwilt vom Logistikunternehmen Maxikraft. Alles sei
gut vorbereitet, schief gehen könne eigentlich nichts. Seine Firma
stellt die Kräne bereit. Anschließend wird die Trommel, die in zwei
Teilen nach Eisenhüttenstadt geliefert wurde, per Schwertransport in die
Papierfabrik befördert.
Dann ist es soweit. Die Bänder
haben die richtige Position. Ein 35 Meter langer und 170 Tonnen
schwerer Koloss wird nach oben gezogen. Wie in Zeitlupe bewegt er sich
und hängt dann etwa zehn Meter über dem Frachter. Vorsichtig drehen ihn
die beiden Kranführer um 90 Grad und balancieren den tonnenschweren
Stahlgiganten durch die Lücke zwischen den beiden Kränen hindurch.
Danach endet sein Schwebeflug durch die Luft auf vier zylinderförmigen
Stahl-HolzKonstruktionen, den sogenannten Elefantenfüßen. Später wird
das Bauteil auf einen Schwerlaster gehoben und in die Fabrik gefahren.
Eine Stunde wird für die drei Kilometer lange Strecke benötigt. Dabei
begleiten zwei Männer den Transport zu Fuß und steuern den Schwerlaster
per Joystick.
Hergestellt wurde die neue
Papiertrommel, die weltweit die größte ihrer Art ist, im Auftrag der
finnischen Firma Metso in den Niederlanden. Erst im März 2010 ging die
Progroup AG in Eisenhüttenstadt in Produktion und stellte seitdem
mehrere Weltrekorde in der Fertigung von Wellpappenrohpapier auf, das
als Verpackungsmaterial dient. Dieser Belastung scheint die alte Trommel
nicht standgehalten zu haben. Risse in den Wänden waren die Folge. Da
der Schaden ein Garantiefall ist, war Metso verpflichtet eine neue
Trommel zu liefern.
Diesmal seien die Wände dicker
und die Stahlnähte anders verschweißt worden, erklärt Bauke Westra, der
für den niederländischen Hersteller den Transport der Stahlteile
koordiniert. Somit sei die neue, 60 Meter lange Trommel insgesamt auch
schwerer als die alte. Statt 270 bringe sie nun zirka 325 Tonnen auf die
Waage. Dieses hohe Gewicht und der teilweise niedrige Pegel der
Wasserstraßen machten einen Zwischenstopp in Magdeburg nötig. Dort
mussten die beiden Riesen von einem auf zwei Frachter verladen werden.
Seit gestern Abend liegen die
Trommelteile in der Papierfabrik. Dort werden sie aber erst in der
zweiten Oktoberhälfte montiert, nachdem die alte defekte Trommel
entfernt wurde, weiß Theo Klomp. Der Niederländer und sein Team der
Firma Wagenborg sind nämlich nicht nur für den Transport, sondern auch
für die Montage zuständig.
(www.moz.de)
(www.moz.de)
Quellen: Märkische Oderzeitung 4.10.2012 (www.moz.de)
Fotos:
Eisenhüttenstadt
. So viele Fotos wie am Dienstag wurden auf dem Gelände des
Eisenhüttenstädter Hafens schon lange nicht mehr gemacht. Überall
klickte es, überall war den Anwesenden aus Polen, Finnland und
Deutschland die Spannung ins Gesicht geschrieben. Schließlich wurde
gerade die weltweit größte und 271 Tonnen schwere Trommel zur
Aufbereitung von Altpapier verladen - in drei Einzelteilen. Die werden
in den kommenden Nächten in die Halle der Papierfabrik der Progroup AG
transportiert und zusammengebaut. In der Trommel wird 2010 das zur
Herstellung von Wellpappenrohpapier notwendige Altpapier aufgelöst. Dieter Schwarz hat an
diesem Tag den besten und wohl auch wichtigsten Platz auf dem
Hafengelände. Er thront in seinem Kranfahrerhäuschen einige Meter über
dem Erdboden. Allerdings nicht etwa zum Spaß. Je nachdem, welche
Anweisungen ihm per Walkie-Talkie gegeben werden, bewegt er den kleinen
Hebel vor sich - ganz gefühlvoll. Hier ist Millimeterarbeit gefragt.
Immerhin hat er gerade eins von drei jeweils 20 Meter langen
Einzelteilen der weltweit größten Trommel zur Auflösung von Altpapier am
Haken - oder sagen wir besser, an vier Stahlseilen. Erst 64 Tonnen,
dann 105 Tonnen und schließlich noch 102 Tonnen muss Schwarz aus drei
Schiffen aufs Land hieven. In den röhrenförmigen Edelstahlteilen könnte
übrigens selbst Basketballstar Dirk Nowitzki mit seinem 2,13 Meter
aufrecht stehen - und zwar zweimal übereinander. Und selbst dann hätte
er beim Trommeldurchmesser von fünf Metern noch 70 Zentimeter Luft, bis
er mit dem Kopf an die Decke stößt. Kranfahrer Dieter Schwarz sind diese
Rekord-Ausmaße bewusst. Nicht umsonst sagt er, bevor sein Einsatz gegen
13.30 Uhr beginnt: "Hoffentlich haben die Seile die richtigen Längen."
Haben sie. Nach gut einer Stunde ist mit dem Trommelsieb das leichteste
der drei Einzelteile sicher im Hafen gelandet.
Hannu Lipsamen beobachtet alles mit Argusaugen. Extra aus Finnland ist
er nach Eisenhüttenstadt gekommen. Er arbeitet für die Firma Metso, die
die Supertrommel für die Progroup AG hergestellt hat. "Nein, aufgeregt
bin ich nicht", erklärt er. "Es wird schon nichts passieren. Hier sind
ja Profis am Werk", sagt er und blickt zu einem Mann in orangefarbener
Warnweste. Andreas Häfner ist sein Name. Der Mitarbeiter von Best
Logistics aus Berlin ist verantwortlich dafür, dass beim Verladen der
wertvollen Fracht nichts schief geht. Wieselflink eilt er vom extra
aufgestellten Spezial-Kran - der hafeneigene kann nämlich nur Lasten bis
zu 32 Tonnen heben - zu dem polnischen Schleppkahn oder vom
elf-achsigen Tieflader zu den Schwerlastfüßen, die später die
Trommelteile halten müssen. Lediglich am Vormittag musste Häfner eine
vierstündige Zwangspause einlegen, was ihn nicht aus der Ruhe brachte.
"Der polnische Fahrer des Tiefladers war lange unterwegs, jetzt muss er
die gesetzliche Ruhefrist einhalten, ehe er sich wieder hinters Steuer
setzen kann", erklärt Häfner und verrät noch, dass die Schiffsfracht
fast nicht durch die letzte Brücke in Eisenhüttenstadt gepasst hätte.
"Da musste der Kapitän Wasser in den Kahn Schiff lassen, damit der ein
paar Zentimeter tiefer liegt." Wie gesagt, ohne Millimeterarbeit läuft
bei dieser Trommel der Superlative gar nichts.