Sunday, January 6, 2013

Größte Papiertrommel der Welt im Hafen Eisenhüttenstadt - Märkische Oderzeitung Artikel + Bericht Planverfasser Blog Oktober 2012 + MOZ Sonderausgabe 125 Jahre Oder-Spree-Kanal Mai 2016

Eisenhüttenstadt (MOZ) Alles war bestens vorbereitet, die Entladung minutiös geplant. Zwei Wochen dauerte die Schiffsreise der neuen Papiertrommel der Progroup AG von den Niederlanden nach Eisenhüttenstadt. Am Donnerstag wurde sie im Hafen verladen und auf Rädern in die Papierfabrik gebracht.

"Das ist eine sichere Nummer", versichert Gerd Wieduwilt vom Logistikunternehmen Maxikraft. Alles sei gut vorbereitet, schief gehen könne eigentlich nichts. Seine Firma stellt die Kräne bereit. Anschließend wird die Trommel, die in zwei Teilen nach Eisenhüttenstadt geliefert wurde, per Schwertransport in die Papierfabrik befördert.
Dann ist es soweit. Die Bänder haben die richtige Position. Ein 35 Meter langer und 170 Tonnen schwerer Koloss wird nach oben gezogen. Wie in Zeitlupe bewegt er sich und hängt dann etwa zehn Meter über dem Frachter. Vorsichtig drehen ihn die beiden Kranführer um 90 Grad und balancieren den tonnenschweren Stahlgiganten durch die Lücke zwischen den beiden Kränen hindurch. Danach endet sein Schwebeflug durch die Luft auf vier zylinderförmigen Stahl-HolzKonstruktionen, den sogenannten Elefantenfüßen. Später wird das Bauteil auf einen Schwerlaster gehoben und in die Fabrik gefahren. Eine Stunde wird für die drei Kilometer lange Strecke benötigt. Dabei begleiten zwei Männer den Transport zu Fuß und steuern den Schwerlaster per Joystick.
Hergestellt wurde die neue Papiertrommel, die weltweit die größte ihrer Art ist, im Auftrag der finnischen Firma Metso in den Niederlanden. Erst im März 2010 ging die Progroup AG in Eisenhüttenstadt in Produktion und stellte seitdem mehrere Weltrekorde in der Fertigung von Wellpappenrohpapier auf, das als Verpackungsmaterial dient. Dieser Belastung scheint die alte Trommel nicht standgehalten zu haben. Risse in den Wänden waren die Folge. Da der Schaden ein Garantiefall ist, war Metso verpflichtet eine neue Trommel zu liefern.
Diesmal seien die Wände dicker und die Stahlnähte anders verschweißt worden, erklärt Bauke Westra, der für den niederländischen Hersteller den Transport der Stahlteile koordiniert. Somit sei die neue, 60 Meter lange Trommel insgesamt auch schwerer als die alte. Statt 270 bringe sie nun zirka 325 Tonnen auf die Waage. Dieses hohe Gewicht und der teilweise niedrige Pegel der Wasserstraßen machten einen Zwischenstopp in Magdeburg nötig. Dort mussten die beiden Riesen von einem auf zwei Frachter verladen werden.
Seit gestern Abend liegen die Trommelteile in der Papierfabrik. Dort werden sie aber erst in der zweiten Oktoberhälfte montiert, nachdem die alte defekte Trommel entfernt wurde, weiß Theo Klomp. Der Niederländer und sein Team der Firma Wagenborg sind nämlich nicht nur für den Transport, sondern auch für die Montage zuständig.
















Märkische Oderzeitung 5.10.2012
Foto © Bernd Geller  (www.moz.de)
 



















Quellen: Märkische Oderzeitung 4.10.2012 (www.moz.de)
Fotos:  © MOZ/Janet Neiser
http://www.blog.planverfasser.com/Planverfasser-Blog/Blog/Eintrage/2012/10/4_Schwertransport_im_Hafen_Eisenhuttenstadt.html


Auch über die Anlieferung der ursprünglichen Papiertrommel hatte die Märkische Oderzeitung am 05.08.2009 ausführlich berichtet:

Eisenhüttenstadt . So viele Fotos wie am Dienstag wurden auf dem Gelände des Eisenhüttenstädter Hafens schon lange nicht mehr gemacht. Überall klickte es, überall war den Anwesenden aus Polen, Finnland und Deutschland die Spannung ins Gesicht geschrieben. Schließlich wurde gerade die weltweit größte und 271 Tonnen schwere Trommel zur Aufbereitung von Altpapier verladen - in drei Einzelteilen. Die werden in den kommenden Nächten in die Halle der Papierfabrik der Progroup AG transportiert und zusammengebaut. In der Trommel wird 2010 das zur Herstellung von Wellpappenrohpapier notwendige Altpapier aufgelöst. Dieter Schwarz hat an diesem Tag den besten und wohl auch wichtigsten Platz auf dem Hafengelände. Er thront in seinem Kranfahrerhäuschen einige Meter über dem Erdboden. Allerdings nicht etwa zum Spaß. Je nachdem, welche Anweisungen ihm per Walkie-Talkie gegeben werden, bewegt er den kleinen Hebel vor sich - ganz gefühlvoll. Hier ist Millimeterarbeit gefragt. Immerhin hat er gerade eins von drei jeweils 20 Meter langen Einzelteilen der weltweit größten Trommel zur Auflösung von Altpapier am Haken - oder sagen wir besser, an vier Stahlseilen. Erst 64 Tonnen, dann 105 Tonnen und schließlich noch 102 Tonnen muss Schwarz aus drei Schiffen aufs Land hieven. In den röhrenförmigen Edelstahlteilen könnte übrigens selbst Basketballstar Dirk Nowitzki mit seinem 2,13 Meter aufrecht stehen - und zwar zweimal übereinander. Und selbst dann hätte er beim Trommeldurchmesser von fünf Metern noch 70 Zentimeter Luft, bis er mit dem Kopf an die Decke stößt. Kranfahrer Dieter Schwarz sind diese Rekord-Ausmaße bewusst. Nicht umsonst sagt er, bevor sein Einsatz gegen 13.30 Uhr beginnt: "Hoffentlich haben die Seile die richtigen Längen." Haben sie. Nach gut einer Stunde ist mit dem Trommelsieb das leichteste der drei Einzelteile sicher im Hafen gelandet.
Hannu Lipsamen beobachtet alles mit Argusaugen. Extra aus Finnland ist er nach Eisenhüttenstadt gekommen. Er arbeitet für die Firma Metso, die die Supertrommel für die Progroup AG hergestellt hat. "Nein, aufgeregt bin ich nicht", erklärt er. "Es wird schon nichts passieren. Hier sind ja Profis am Werk", sagt er und blickt zu einem Mann in orangefarbener Warnweste. Andreas Häfner ist sein Name. Der Mitarbeiter von Best Logistics aus Berlin ist verantwortlich dafür, dass beim Verladen der wertvollen Fracht nichts schief geht. Wieselflink eilt er vom extra aufgestellten Spezial-Kran - der hafeneigene kann nämlich nur Lasten bis zu 32 Tonnen heben - zu dem polnischen Schleppkahn oder vom elf-achsigen Tieflader zu den Schwerlastfüßen, die später die Trommelteile halten müssen. Lediglich am Vormittag musste Häfner eine vierstündige Zwangspause einlegen, was ihn nicht aus der Ruhe brachte. "Der polnische Fahrer des Tiefladers war lange unterwegs, jetzt muss er die gesetzliche Ruhefrist einhalten, ehe er sich wieder hinters Steuer setzen kann", erklärt Häfner und verrät noch, dass die Schiffsfracht fast nicht durch die letzte Brücke in Eisenhüttenstadt gepasst hätte. "Da musste der Kapitän Wasser in den Kahn Schiff lassen, damit der ein paar Zentimeter tiefer liegt." Wie gesagt, ohne Millimeterarbeit läuft bei dieser Trommel der Superlative gar nichts.

Quelle: Märkisch Oderzeitung 05.09.2012 (www.moz.de)