Saturday, January 19, 2013

Oder-Fahrgastschiffe starten im Sommer

Frankfurt/Oder (MOZ) Eines der größten Pfunde, mit dem Frankfurt als Tourismusstandort werben kann, ist die Natur rund um die Stadt. Doch wer selbige entdecken möchte und kein Boot sein Eigen nennt, muss aufs Auto oder Fahrrad zurückgreifen oder laufen. Ab Sommer sollen zwei Fahrgastschiffe den Oder-Tourismus beleben.
Viele Städte an Rhein, Donau und Elbe haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber Frankfurt an der Oder. Während sie mit Fahrten auf ihren Flüssen werben können, schauen hiesige Touristen in die Röhre. Bisher.
Von Sommer 2013 an sollen zwei Fahrgastschiffe auf der Oder Touristen zwischen Glogau, Frankfurt und Küstrin befördern. Die 1,9 Millionen Euro teuren "Nimfa" und "Laguna" werden derzeit in der Wojewodschaft Oppeln gebaut. 85 Prozent der Kosten trägt die Europäische Union, wie Steffen Streu, Pressesprecher des Brandenburgischen Ministeriums für Wirtschaft und Europaangelegenheiten auf Anfrage mitteilte.
An Bord von "Nimfa" und "Laguna" sollen jeweils 100 Personen und Fahrräder Platz finden. Die Schiffe seien 25 Meter lang, etwa 60 Tonnen schwer und sollen ganzjährig fahren. Um sie steuern zu können, werde eine jeweils dreiköpfige Besatzung gebraucht, ferner Personal für den geplanten Restaurant- und Barbereich. Wünschenswert seien nach Angaben von Streu 30 000 Fahrgäste jährlich. Weitere Anfragen für den Betrieb von Fahrgastschiffen seien im Ministerium nicht bekannt. "Das Projekt kann dazu beitragen, die Region für Touristen beiderseits der Oder noch attraktiver zu machen", sagt Streu. Die Einrichtung der Schiffslinien sei zudem ein Beleg für die gute Zusammenarbeit zwischen Polen und Brandenburg im Tourismusbereich.
Das erste Schiff soll nach Angaben von Frankfurts Wirtschaftsreferent Sebastian Jarantowski im Juni fertig werden und fahren, das zweite ab Juli. Nach drei Ausschreibungen sei bisher noch kein privater Betreiber gefunden worden, sagt Jarantowski. Dessen Aufgaben wird der Verein "Oder für Touristen 2014" übernehmen, dem aktuell mehrere polnische Kommunen angehören.
Frankfurt wird sich am Projekt "Oder für Touristen 2014", das unter der Federführung der polnischen Stadt Nowa Sol umgesetzt wird, mit dem Bau einer Marina beteiligen. Hier gebe es Verzögerungen. "Weil der Schwimmsteg im Ergebnis der Ausschreibung doppelt so teuer wird, ändern wir derzeit den Projektantrag", sagt Jarantowski. Alle Beteiligten seien bemüht, das 502 000-Euro-Teilprojekt, an dem sich Frankfurt mit Eigenmitteln von 75 000 Euro beteiligt, schnell umzusetzen. "2014 muss es spätestens fertig sein, sonst verfallen die Fördergelder", erklärt Jarantowski.
Diese Vorgabe gelte auch für das Projekt Marina II, das die Anschaffung eines gebrauchten Restaurant- und Traditionsschiffs und die Verlängerung der Promenade im Bereich des Winterhafens durch die Stadt vorsieht. Die Auflagen dafür seien größtenteils erfüllt, der Projektantrag befinde sich aber noch in der Abstimmung, da die geplanten Baumaßnahmen aufgrund umweltrechtlicher Belange angepasst werden mussten, sagt Jarantowski. Genaue Zahlen stünden noch nicht fest. "Wir hoffen noch im Januar auf einen unterschriebenen Förder-Vertrag."
In Verbindung mit dem Traditionsschiff finanziert werden soll die Sanierung der Hafenstraße, eine Studie zu Wertschöpfungsmöglichkeiten der Marina und Vermarktungstätigkeiten derselbigen. Für das Schiff hat die Stadt ein Interessenbekundungsverfahren gestartet, es gibt mehrere Bewerber.
 
Märkische Oderzeitung 18.01.2013
Red. Frankfurt (Oder)