Wednesday, April 8, 2015

Kiellegung für 100. Schiff auf der Neuen Oderwerft - Beitrag Märkische Oderzeitung vom 4. März 2015

Eisenhüttenstadt (MOZ) Seit ihrer Gründung im Jahr 1999 baut die Neue Oderwerft Schiffe in Eisenhüttenstadt. Auftragsschwache Zeiten haben Geschäftsführerin Elke Ruchatz und die Mitarbeiter gemeinsam überwunden. Am Mittwoch konnten sie den 100. Schiffsneubau auf Kiel legen.

Natürlich fehlten sie auch diesmal nicht, die kleinen "Kümmerlinge", mit denen traditionell jede Kiellegung in der Neuen Oderwerft in Eisenhüttenstadt begossen wird. Nur mussten ein paar mehr verteilt werden als sonst, denn dank des besonderen Ereignisses waren mehr Zuschauer gekommen. Zum 100. Mal seit der Neugründung der Werft wurde nämlich am Mittwoch ein Schiffsneubau auf Kiel gelegt.
 
Geschäftsführerin Elke Ruchatz trat vor die Anwesenden, um einige Worte zu sprechen. Sichtlich stolz auf ihre Leistung war sie, zeigte sich aber auch dankbar. "Ich muss mich zunächst bei unserem Auftraggeber, dem Wasser- und Schifffahrtsamt Lauenburg für das entgegengebrachte Vertrauen bedanken", sagte sie gleich zu Beginn. Nicht zum ersten Mal hatten die Schleswig-Holsteiner in Eisenhüttenstadt bestellt und auch diesmal wieder nicht nur ein Schiff zur gleichen Zeit.
Insgesamt drei Schubprahmen, so werden die Arbeitsschiffe genannt, sollen diesmal aus der Neuen Oderwerft kommen, um beispielsweise auf der Elbe eingesetzt zu werden. Zwei von ihnen liegen bereits seit einigen Wochen auf Kiel, das dritte - welches nun als das 100. insgesamt in die Statistiken geschrieben wird -, seit wenigen Tagen. "Zwei, drei Wochen haben wir vorher gebraucht, um die einzelnen Sektionen zusammenzufügen", erzählte Produktionsleiter Lothar Elsner. Zwei Teile entstanden so, die dann mithilfe eines Schienen- und Rollensystems nach außen verbracht und dort zu dem Schiff verbunden wurden. Insgesamt wiegt das aktuell in etwa 15 Tonnen. Wenn es fertig ist, wird es mindestens das doppelte an Gewicht haben.
 
Zur Tradition gehört es auch, dass unter die Bodenplatte ein Centstück gelegt wurde, soll das doch Glück bringen. Das übernahm die Geschäftsführerin selbst. Vor allem wünschte sich Elke Ruchatz, dass die Aufträge nicht ausgehen. "Für das erste halbe Jahr sind wir quasi ausgebucht und auch für danach gibt es noch Ausschreibungen", sagte sie zuversichtlich.
Auch Bürgermeisterin Dagmar Püschel, die es sich nicht hatten nehmen lassen, zur Kiellegung zu kommen, wünschte der Werft alles Gute. Sie zeigte Bewunderung für das Engagement der Geschäftsführerin, die den Mut hatte, nach der Insolvenz der Oderwerft im Jahr 1999 das Ruder in die Hand zu nehmen und noch wichtiger: "Es ist ihr gelungen, die Werft wieder in ruhige Fahrwasser zu bringen."
 
Für die Bürgermeisterin hat die Neue Oderwerft eine ganz besondere Bedeutung. "Sie gehört einfach zu Eisenhüttenstadt, hat so eine lange Tradition", sagte sie am Rande der Veranstaltung. Sie schätzt das Durchhaltevermögen aller Beteiligten, auch wenn oder gerade weil die nicht immer nur rosige Zeiten erlebt hatten und die Auftragslage oftmals schwierig war und ist.
 
Auch Elke Ruchatz versäumte es nicht, an schwierigere Zeiten in den vergangenen Jahren zu erinnern. "Manchmal ging es nur mit Kurzarbeit. Ich danke meinen Mitarbeitern dafür, dass sie auch in diesen Zeiten zum Unternehmen gestanden haben", sagte sie.
 
Lothar Elsner ist auch einer dieser Mitarbeiter. Er ist schon seit fast 45 Jahren hier tätig, viele Jahre also auch schon in der ehemalige Oderwerft. Er hat die Insolvenz mitgemacht, ebenso den Aufbau der Neuen Oderwerft. "Ich habe alle 100 Schiffe miterlebt, die das Unternehmen seitdem verlassen haben", sagte er. Bis auch das Jubiläumsschiff mit seinen 26 Metern Länge und 5,10 Meter Breite die Werft verlässt, wird es nun noch drei Monate brauchen, schätzt der Produktionsleiter.