Saturday, February 11, 2012

Oderwerft Eisenhüttenstadt - Eisbrecher Instandsetzung (KIENITZ) - 2008

                                                                    
Als Hans-Jürgen Heymann, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) Eberswalde, im Februar dieses Jahres die Neue Oderwerft besuchte, traute er seinen Augen nicht: Viel schien nicht mehr übrig gewesen zu sein vom einstigen Flaggschiff, dem Eisbrecher "Kienitz". "Das Schiff lag ziemlich ausgeweidet da. Ich konnte mir schwer vorstellen, dass das noch einmal ein Schiff wird", sagt Heymann. Rund 2,5 Millionen Euro hat sich die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung die Grundinstandsetzung des Eisbrechers kosten lassen. "Wir haben hier viel Geld reingesteckt", weiß der Leiter des WSA Eberswalde.
Für die 37 Mitarbeiter der Neuen Oderwerft, die den Auftrag nach einer europaweiten Ausschreibung erhielt, war die Grundinstandsetzung eine enorme Herausforderung. "Das kann mit einem Neubau verglichen werden, wobei ein Umbau noch anspruchsvoller ist", schätzt Elke Ruchatz, Geschäftsführerin der Werft, ein.
Der Eisbrecher jedenfalls dürfte sich wie neugeboren fühlen. Eigentlich war er schon abgeschrieben - das Wasser- und Schifffahrtsamt legte ihn 2003 wegen zu großer Korrosionsschäden still. Gebaut wurde das 30 Meter lange und sieben Meter breite Schiff 1958 auf der Volkswerft in Brandenburg. Es gehört zu einer Serie von sieben in den Jahren 1957/58 gebauten schweren Eisbrechern, die für die besonders harten Eisbedingungen in der Oder ausgelegt und nach Ortschaften längs der Oder getauft wurden. Bis in die 80er Jahre hinein wurden die Schiffe im Sommer als Schlepper und im Winter als Eisbrecher auf der Oder eingesetzt. Im Auftrag der Bagger-, Bugsier- und Bergungsreederei der DDR wurden auch Sondertransporte bis in die Gewässer um Rügen durchgeführt.
Auf Grund des hohen Alters des Eisbrechers "Kienitz" und der Tatsache, dass sich viele Betriebssysteme noch im Originalzustand befanden, ging im Januar vergangenen Jahres der Auftrag an die Eisenhüttenstädter Werft, fast alle Systeme zu erneuern: Schiffskörper und Aufbauten sind instand gesetzt, Schäden am Hauptdeck beseitigt worden. Der Vorsteven wurde nicht nur erneuert, sondern auch der Form nach verändert, um die Eisbrechleistung noch zu erhöhen. Auf dem Schiff wurde die Raumaufteilung modernen Ansprüchen angepasst: Die Besatzung kann jetzt in den Wohnbereichen auf Schlafräume, Dusche und WC zurückgreifen.
Angetrieben wird der Eisbrecher von einem neuen, wesentlich leistungsfähigeren Motor, der dem Schiff mit 897 PS ordentlich einheizt. Die späte Zertifizierung des Motors führte letztlich auch zu der relativ langen Bauzeit. "In den letzten Wochen haben meine Leute Überstunden gemacht und auch an den Wochenenden gearbeitet, um den Termin halten zu können", lobte die Werftleiterin ihr Personal.
Quelle: Märkische Oderzeitung 13.11.2008