Sunday, February 12, 2012

Schiffe Oderwerft - Arbeits- und Wohnschiff MERCATOR (1983)


Der 1976 in Dienst gestellte Vermessungskomplex mit dem Vermessungsschiff CARL FR. GAUSS Projekt 136, der Vermessungsbarkasse GAUSS-I und dem Vermessungsboot GAUSS –II war für die Durchführung von hydrografischen Arbeiten im offenen Seegebiet konzipiert. Die bisher erzielten Ergebnisse in der praktischen Arbeit waren für den SHD sehr zufriedenstellend.

1987 erging eine Aufgabenstellung des Seehydrograpfischen Dienstes an die Yachtwerft Berlin, die einen ähnlichen Vermessungskomplex zum Einsatz im Haff und in den Boddengewässern beinhaltet. Er sollte aus einem Arbeits- und Wohnschiff, einer modifizierte Barkasse Projekt 407 und einem modifizierten Rettungs- und Sicherungsboot RuSB bestehen. Wegen fehlender Entwicklungs- und Baukapazität lehnte die Yachtwerft Berlin die Bearbeitung aber ab.
Eine neue reduzierte Aufgabenstellung beschränkte sich auf die Herstellung eines Arbeits- und Wohnschiffes.

Dieses Fahrzeug wurde in der Yachtwerft Berlin, Betriebsteil Eisenhüttenstadt, als Projekt 412 auf der Grundlage des für die Binnenwasserstraßenämter der DDR entwickelten Schubwohnschiffes SWS 16/13 entwickelt.
Da der Bau erst für 1983 in den Plan aufgenommen wurde entstand eine Lücke im Entwicklungsablauf, so dass das Schiff erst im November 1983 in Dienst gestellt werden konnte. Es erhielt den Namen MERCATOR nach dem bedeutenden Geografen und Kartografen des 16. Jahrhunderts (1512-1594).

Das Arbeits- und Wohnschiff MERCATOR Projekt 412 arbeitete gemeinsam mit der bereits 1981 in Dienst gestellte Barkasse BESSEL als Vermessungseinheit an der Vermessung und Verpeilung der inneren Gewässer. Dazu war es mit einem Vermessungsauswerteraum und einer Werkstatt ausgerüstet. Eine schiffsbauliche Besonderheit war die am Heck angeordnete Aufschleppe mit Seilwinde für das zum Schiff gehöhrende Vermessungsboot.

Zum Zeitpunkt der Auflösung der Volksmarine befand sich das Arbeits- und Wohnschiff MERCATOR Projekt 412 noch im Einsatz beim Seehydrografischen Dienst. Es wurde vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie übernommen und arbeitete unter seinem Namen in seinem bisherigen Aufgabenbereich weiter.

Nach 18 Jahren im Einsatz für die Seevermessung hat das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) die Vermessungseinheit "MERCATOR"/"Bessel" außer Dienst gestellt. Der Reparatur- und Wartungsaufwand ist zu hoch, um die Einheit länger einzusetzen. Sie besteht aus dem 37 m langen Arbeits- und Wohnschiff "Mercator" und der dazugehörigen 14 m langen Vermessungsbarkasse "Bessel", die 1983 für den Seehydrographischen Dienst der DDR bei der Yachtwerft Berlin in Eisenhüttenstadt gebaut und nach der Wiedervereinigung in die BSH-Flotte übernommen wurden.
"MERCATOR"/"Bessel" war speziell auf die Vermessung in den Bodden, Haffs und anderen küstennahen Gewässern ausgerichtet, eine wichtige Aufgabe, die nur von kleineren, flachgehenden Schiffen wahrgenommen werden kann. Nach der Wiedervereinigung wurde sie technisch aufgerüstet und wesentlich modernisiert und war an der deutschen Ostseeküste das erste Fahrzeug, das mit Hilfe von Satellitentechnik (DGPS) vermessen hat. Eine beachtliche Statistik kann sich sehen lassen:
"MERCATOR"/"Bessel" hat während ihres Einsatzes in 49 Häfen festgemacht und dabei 3355 sm im Schlepp zurückgelegt.


Daten MERCATOR
Projekt-/Bau-Nr.: 412
in Dienst: 29.11.1983
außer Dienst: 2002
DN(t): 138
Lüa(m): 37,13
Büa(m): 5,43
Tg(m): 0,83
Antrieb: ohne
Besatzung: 9 (+18)
Bewaffnung: keine

Quelle: www.wohnschiffe-vm.de/AWS_MERCATOR.htm