Sunday, January 8, 2012

Hafen Eisenhüttenstadt - Binnenschiffahrt ist gefragt (2009)



Eisenhüttenstadt . Insgesamt 90 000 Tonnen Güter sind in diesem Jahr bereits im Hafen Eisenhüttenstadt ein-, aus- und umgeladen worden. Trotz der weltweiten Wirtschaftskrise legten im Binnenhafen etliche Schiffe an, erklärt Hafenleiter Wolfram Behnke. Für die Zukunft sieht er Potenzial für die Anlage der Hafenbetriebsgesellschaft Eisenhüttenstadt mbH. Langfristig werde der Transport per Schiff auf dem Vormarsch sein. Ein Problem für den Standort Eisenhüttenstadt sieht Behnke darin, dass der Oder-Spree-Kanal wegen zwei zu kleiner Schleusen noch nicht den Anforderungen der modernen Schifffahrt genügt.
"Insgesamt hatten wir durch die Wirtschaftskrise kaum Einbußen", betont Wolfram Behnke. Es hätten nicht mehr, aber auch nicht weniger Schiffe angelegt. Bislang seien zirka 90 000 Tonnen Güter verladen worden, bis zum Jahresende rechnet er mit etwa 115 000 Tonnen - wie im Vorjahr. "Wir haben die Krise ganz gut gemeistert - auch weil wir nicht direkt von der Montanindustrie betroffen sind. Wenn wir an Erztransporten mit dranhängen würden, sähe das schon anders aus", sagt Behnke. In Eisenhüttenstadt habe sich nur die Güterstruktur etwas verändert. Der Abfluss von Roheisen aus Russland sei beispielsweise schwächer gewesen, die Lagerbestände gewachsen. Aber das laufe wieder an.
Zurzeit habe man eine gute Auftragslage im Bereich von Baustoffen, weil im Bereich der Oder, Richtung Ratzdorf und Frankfurt (Oder), der Buhnenbau erfolgt. Täglich werden dafür Wasserbausteine aus Granit im Hafen umgeladen und zu den Baustellen gebracht. Allerdings sei man stets vom Wasserstand der Oder abhängig. "Wenn sie zu flach ist, fahren viele Lkw direkt zur Baustelle", erklärt Behnke. 40 000 Tonnen Granitsteine wurden 2009 schon verschifft. Bis Jahresende steigere sich das noch. Und das komplexe Sanierungsprogramm Buhnenbau wird laut Wolfram Behnke auch in den nächsten Jahren fortgeführt.
Falls im Winter aufgrund der vereisten Oder keine Schiffe fahren können, lebt der Hafen von seinen Lagerbeständen - Roheisen aus Russland beispielsweise oder Quarzsand aus Australien. "Das schicken wir dann per Lkw raus. Das ist unser Wintergeschäft", so Behnke. Er sieht den Hafen, der ein Tochterunternehmen der Stadtwirtschaft ist und fünf feste Beschäftigte hat, als Logistikzentrum für Transporte in drei Richtungen: Güter gehen nach Szczecin, Skandinavien und ins Baltikum, in Richtung Elbe, Rhein und Holland sowie ins sogenannte schlesische Industrierevier in Polen.
Insgesamt können in dem 2,50 Meter tiefen Stich-Hafenbecken sechs Schiffe auf einmal anlegen, auch solche mit besonders schweren Ladungen. "Wir sind im Verband der Binnenhäfen als Hafen für großvolumige und Schwerlasttransporte aufgeführt", betont der Hafenleiter. Tonnenschwere Teile für die Papierfabrik und für Kraftwerke in Südbrandenburg wurden bereits vom Schiff auf den Lkw verladen.
Wolfram Behnke sieht optimistisch in die Zukunft. "Kraftstoffpreise, Maut - die Kosten für Lkw steigen", sagt er. Seit einigen Jahren sei auch deshalb eine stete Entwicklung in Richtung Binnenschifffahrt zu spüren, die kostengünstiger sei. Doch der Hafenleiter ist sich auch zweier Probleme für den Standort Eisenhüttenstadt bewusst. Häfen liegen meist in der Nähe von Autobahnen, sagt er. "Da haben wir schon gemerkt, dass wir noch Nachteile haben. Viele sagen, es dauere zu lang von Eisenhüttenstadt aus zur Autobahn zu gelangen." Deshalb spricht er sich für den baldigen Bau einer durchgehenden Schnellstraße - also der Oder-Lausitz-Straße - und einer direkten Anbindung an das Industriegebiet aus.
Zudem genüge die Oder-Spree-Wasserstraße noch nicht den Anforderungen der modernen Schifffahrt, betont Wolfram Behnke und erklärt: Die wirtschaftliche Schifffahrt sei mit 80-Meter-Schiffen unterwegs. Doch mit Kersdorf und Fürstenwalde habe der Kanal noch zwei Schleusen mit Kammerlängen von nur 67 Metern. Eine soll demnächst modernisiert werden. "Wenn die Bedingungen auf der Oder-Spree-Wasserstraße günstiger wären, würde die Binnenschifffahrt auch in Eisenhüttenstadt weiter boomen."
Quelle: Die-Mark-Online 29/10/2009