Friday, January 27, 2012

Historische Zahlen zur Oderschiffahrt

Die Entwicklung der Schifffahrt an der Oder stellt sich als ständiger Kampf gegen außerordentliche, langanhaltende Niederwasserphasen dar. Sowohl bei Uhlemann (1999) wie auch in den jüngeren Frachtstatistiken aus der abflussarmen Periode Anfang der 90er Jahre wird deutlich, dass die natürlichen Niederwasserphasen eines typischen, von Mittelgebirgsabflüssen beeinflussten Gewässers wie die Oder (z.B. am Pegel Brzeg Dolny im Jahre 1921 Extremniedrigwasser mit 21 m3/s und im Jahre 1930 nur 19 m3/s, bei einem langfristigen Mittelwasserabfluss von ca. 170 m3/s), öfters monatelangen Stillstand der Schifffahrt erzwangen. Diese Zwangslage verschärft sich seit Beginn der neueren Schifffahrtsentwicklung in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch sich stetig vergrößernde und zunehmend tiefere Schiffskörper, an der Oder genauso wie an anderen Flüssen Mitteleuropas.
Die Anzahl der Schiffsbewegungen war zu Beginn des 20. Jahrhunderts sehr hoch (über 20.000 Schiffe in Wroclaw 1902 nach Uhlemann, 1999). Bei Stillstand in Niederwasserphasen waren ganze Flussabschnitte mit ankernden Schiffen belegt (s. Uhlemann, 1999; S. 110, "versommerte Schiffe"). Die transportierte Gütermenge lag knapp über 2 Millionen Tonnen. Damit wird deutlich, daß die durchschnittliche Tragfähigkeit mit wenigen hundert Tonnen weit unter den heutigen Maßstäben lag. 1913 wird als das Jahr mit dem maximalen Güterverkehr auf der Oder angegeben, der Gesamtgüterverkehr lag bei knapp unter 15 Millionen Tonnen (Uhlemann, 1999, S. 112 ff.). Danach ist der Güterverkehr auf der Oder nicht mehr angewachsen, sein Anteil am Gesamtgüteraufkommen des deutschen Wasserstraßenverkehrs lag in den 30er Jahren noch bei 6 und 7%. Schon damals waren die Haupttransportrelationen von Szczecin nach Berlin und von Schlesien über Fürstenberg/Oder nach Berlin.
Heute werden auf der Relation Szczecin nach Berlin noch etwas mehr als 2 Millionen Tonnen transportiert, gegenüber ca. 6 Millionen Tonnen in den 30er Jahren. Von Schlesien nach Eisenhüttenstadt waren es in den abflussarmen 90er Jahren nur noch wenige Hunderttausend Tonnen pro Jahr. Die Verbindung von der Oder über die Warta zur Vistula ist seit dem 1.Weltkrieg nahezu bedeutungslos. Der Anteil der Binnenschifffahrt am gesamten Transportaufkommen in Polen beträgt heute knapp 1%. Die meisten Schiffe der Transportunternehmen auf der Oder haben auch heute nur 500 t Tragfähigkeit.
Quelle: http://atlas.odra.pl