Eisenhüttenstadt (moz) Im Standortentwicklungskonzept für den Regionalen Wachstumskern Eisenhüttenstadt/Frankfurt (Oder) spielt auch der weitere Ausbau des Hafens in Eisenhüttenstadt eine große Rolle. Doch Pläne des Bundesverkehrsministeriums könnten dieses Vorhaben erheblich erschweren.
Die Wirtschaftlichkeit des Hafens in Eisenhüttenstadt gelte es zu sichern. Dazu sei eine Modernisierung der Hafeninfrastruktur und der Bau einer Kaikante im Industriegebiet notwendig. Außerdem müsse die Schleuse in Fürstenwalde ausgebaut werden. So lauten die Forderungen im Standortentwicklungskonzept für den Regionalen Wachstumskern Eisenhüttenstadt, der jüngst vorgelegt wurde. Zumindest für den Hafen will die Stadt die Forderungen auch erfüllen. Nachdem schon in der Vergangenheit in die Anlagen am Oder-Spree-Kanal Geld geflossen ist, soll dies auch künftig fortgesetzt werden. Geplant ist u.a. die Anschaffung eines mobilen Krans.
Die Investitionen scheinen der Stadt recht zu geben. 77 345 Tonnen Güterumschlag über die Kaikante listet der Verkehrsbericht der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost für den Hafen Eisenhüttenstadt auf, eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den Jahren um die Jahrtausendwende. Die positive Entwicklung des Güterumschlages könnte sogar noch ausgebaut werden. Es gab schon Überlegungen, einen Teil der Warenlieferungen für die neue Papierfabrik über Wasser abzuwickeln. Dafür sind weitere Investitionen erforderlich.
Allerdings hängt dies nicht zuletzt davon ab, wie sich die Infrastruktur auf dem Oder-Spree-Kanal weiter entwickelt. Und da sieht der Bund keinen Bedarf mehr. Zumindest sagt dies eine geplante Einstufung der Bundeswasserstraßen aus, die kürzlich vorgelegt wurde. Güterschifffahrt spielt auf dem Kanal keine Rolle mehr, lediglich für den Tourismus hat die Wasserstraße noch Bedeutung. Die Forderung, die Schleuse in Fürstenwalde auszubauen, wie es das Standortentwicklungskonzept fordert, um Schiffen der Europaklasse (Tragfähigkeit bis 15000 Tonnen) die Nutzung zu ermöglichen, wäre dann erledigt. So schätzt das auch ein Sprecher von Landesverkehrsminister Jörg Vogelsänger ein. Brandenburg und die übrigen Bundesländer hätten gegen die Pläne des Bundes erhebliche Kritik geäußert.
Tatsächlich ist die Schleuse in Fürstenwalde ein wichtiger Baustein. Nachdem schon die Schleuse in Wernsdorf (am Beginn des Kanals) für mehrere Millionen Euro ausgebaut wurde, die Schleuse in Kersdorf (zwischen Fürstenwalde und Eisenhüttenstadt) momentan für 14 Millionen Euro erweitert wird, würde ein wichtiges Glied in der Schleusenkette fehlen. Die bisherigen Millionen-Investitionen wären eigentlich sinnlos. Diese Einschätzung teilt der Ministeriumssprecher: „Bereits getätigte Investitionen sowohl des Bundes als auch des Landes würden entwertet. Das wäre politisch unverantwortlich.“ Derweil verweist Siegfried Behrendt, in der Stadtverwaltung für strategisches Wirtschaftsmanagement zuständig, darauf, dass der Binnenhafen dringend Erweiterungsfläche benötige.
Quelle: Märkische Oderzeitung 16/5/2011