Friday, January 6, 2012

Häfen Eisenhüttenstadt - Stadthafen 1956-2011




























Auszüge zur Geschichte des ehemaligen Stadthafens aus dem Buch "Hafen- und Schiffahrtsgeschichte Fürstenberg/O.-Eisenhütenstadt":

"Die Stadt Fürstenberg (Oder) fürchtete einen Bedeutungsverlust als Hafenstandort, wenn sie nicht die ...schiffstechnischen Neuerungen an den vorhanden Be- und Entladungssystemen ihrer Häfen berücksichtigen würde. Fürstenberg (Oder) sollte als letzter und östlichster Ausgangshafen des Mittellandkanals hergerichtet werden. In diesem Zusammenhang strebte die Stadt Fürstenberg (Oder) für den Bau eines neuen, modernen Hafens nach dem Erwerb eines 1000 m breiten Geländestreifens..."

"Am 14. Dezember 1921 wurde schließlich per Magistratsbeschluss festgelegt, dass die Stadt Fürstenberg (Oder) einen Parallelhafeneinschnitt von 480 m Länge und 21 m Breite am neuen Umgehungskanal errichten würde....Aus Angst vor konkurrierenden Nachbarstädten wie Frankfurt (Oder) verliefen die Planungsvorbereitungen für den städtischen Hafen unter strenger Geheimhaltung."

"In der ersten Ausbaustufe wurde schließlich ein 415 Meter Kai mit Larsson-Spundwand als Parallelhafen mit Wendestelle und Gleisanschluss zum Bahnhof Fürstenberg (Oder) projektiert. Die Inbetriebnahme wurde für das Jahr 1929 vorgesehen."

"Am 14. Dezember 1923 schloss die Stadt Fürstenberg (Oder) einen Vertrag mit der Wasserstraßenverwaltung des Deutschen Reiches über den Bau eines städtischen Hafens. Mit der Bauausführung wurde die Firma Habermann & Guckes Lebold AG aus Berlin beauftragt."

"Betrieben wurde der städtische Hafen durch die Dampfergenossenschaft Deutscher Strom- und Binnenschiffer e.G.m.b.H, das bedeutendste Schiffahrtsunternehmen in Fürstenberg (Oder)."

"Wegen schlechter Umschlagbedingungen sah sich der neue städtische Hafen jedoch sehr starker Konkurrenz durch das Kohlen- und Brikettkontor Adolf Mielenz ausgesetzt. Es fehlte im Stadthafen an Krantechnik, die Zufahrtsstraße war unbefestigt, es gab keinen Lagerspeicher und auch der Bau der Hafenbahn kam nur schleppend voran. Die Stadt Fürstenberg (Oder) sah sich als Eigentümer außerstande, diese Missstände zu beseitigen. Einzig durch das starke Engagement der Dampfergenossenschaft konnten immer wieder Umschlagaufträge gewonnen werden...Erst als die Dampfergenossenschaft auf eigene Kosten einen elektrischen 5-Tonnen Hafenkran beschaffte und die Stadt einen eingeschossigen Lagerspeicher errichtet hatte, stieg der Güterumschlag bis August 1933 auf über 1.000 Waggons...Da die Stadt Fürstenberg (Oder) als Eigentümer nicht in der finanziellen Lage war, die hinderlichen Ausstattungsmängel im Hafen zu beheben, stellte die Dampfergenossenschaft schließlich im Januar 1934 einen Pachtantrag für den städtischen Hafen. "

"Im Rahmen der NS-Witschaftspolitik waren tiefgreifende strukturelle Veränderungen für die Gegend um Fürstenberg (Oder) geplant. Der dünn besiedelte Landstrich im Osten des Reiches sollte durch die gezielte Ansiedelung industrieller Kerne entlang einer sogenannten "Oderlinie" strukturell gestärkt werden, um eine weitere Expansion des Reiches in Richtung Osten zu sichern. Der Raum Fürstenberg wurde wegen seiner günstigen verkehrstechnischen Lage an Oder-Spree-Kanal, Oder und Eisenbahn für die Ansiedelung chemischer Großindustrie vorgesehen...Für den Bau des neuen Werkes F erwarb die Degussa nun das gesamte zur Verfügung stehende Industriegebiet auf der Fläche des heutigen Eisenhüttenstädter Wohnkomplex VI einschließlich des städtischen Hafens. Der Kaufvertrag ...wurde ...am 30.April 1940 unterzeichnet....Nach Kriegsende wurden die als Rüstungsbetrieb eingestuften fertigen Produktionsanlagen und alle Rohbauten vollständig zerstört. Die technischen Einrichtungen wurden als Reparationsgut in die Sowjetunion abtransportiert."

"Die Dampfergenossenschaft ... musste im September 1950 der Eröffnung eines Konkursverfahrens zustimmen. Die Fürstenberger Hafenstandorte mit Ausnahme des Milenzhafens sowie die beschlagnahmte Schiffsflotte wurden zunächst in einer Sowjetischen Aktiengesellschaft (SOAG) zusammengeführt, bis sie als VEB Deutsche Oder-Schiffahrt (DOS) in DDR-Volkseigentum überführt wurden. 1953 wurde die DOS mit der Schiffsflotte und den Fürstenberger Hafenstandorten schließlich dem VEB Deutscher Schiffahrts- und Umschlagbetrieb Berlin (DSU) angegliedert. Im Jahre 1957 erfolgte die Ausgliederung der Fürstenberger Häfen aus der DSU, der Stadthafen wurde zusammen mit den anderen Hafenstandorten im VEB Binnenhäfen Oder zusammengefasst...Im selben Jahr wurden für den Stadthafen drei Schrapper, eine Waggonwage und ein DIER II Kran mit einem Kranmagnet angeschafft. Anfang der 1960er Jahre erfolgte der meiste Umschlag des ab 1950 errichteten Eisenhüttenkombinates J.W. Stalin im Stadthafen. Das gesamte Roheisen wurde hier von der Bahn auf das Schiff und Koks vom Schiff auf die Bahn umgeschlagen. Als Hafenstandort im Verbund des VEB Binnenhäfen Oder diente der Stadthafen auch für den Umschlag von Kohle für das städtische Heizkraftwerk sowie für Baustoffe."

"Nach dem Ende der DDR löste sich der Hafenverbund Anfang der 1990er Jahre auf. Der Stadthafen wurde stillgelegt und im Jahre 2006 wurde durch die Stadt Eisnehüttenstadt entlang der Kaikante eine Uferpromenade angelegt. Die Lagerfläche des ehemaligen wird zur Zeit als attraktiver Wohnungsbaustandort erschlossen."